Salutogenese

Man stelle sich vor, Menschen leben (und arbeiten) in einem mehr oder weniger wilden und gefährlichen Fluss, in dem viele unterzugehen drohen. Da stellt sich die Frage, was auf Dauer wirkungsvoller wäre:

die Einzelnen mit aufwendigen Rettungsmaßnahmen am Leben zu erhalten

oder ihnen Schwimmen beizubringen?

Ersteres, nämlich Ertrinkende mit aufwendig organisierten Rettungsbemühungen aus dem Fluss zu holen, ist das Feld der herkömmlichen Medizin.

Demgegenüber wollte der Sozialmediziner Aaron Antonovsky mit seinem Konzept der Salutogenese – im Bild bleibend – auf die Frage Antwort geben, wie Menschen gute Schwimmer werden. Er beschäftigte sich mit der Frage, wie und unter welchen Bedingungen Gesundheit entsteht und was Menschen gesund erhält angesichts dessen, dass Leben immer auch mit Belastungen und Widrigkeiten einhergeht, dass Leid und Tod unvermeidbar sind.

Zentrale Erkenntnisse von Antonovsky sind folgende:

  • Belastungen, Stress, Widrigkeiten und auch Lebenskrisen gehören zum Leben.
  • Zwischen Gesundheit und Krankheit sind die Grenzen nicht scharf, vielmehr besteht ein Kontinuum zwischen “sich gesund oder krank fühlen”, das individuell ausgeprägt ist.
  • Menschen verfügen über allgemeine Widerstandsressourcen, weshalb Spannungen grundsätzlich auflösbar sind und Stress bewältigbar.
  • Angesichts von Stress und Belastungen liegt eine spezielle Ressource in dem individuellen Gefühl von Koheränz (sense of coherence oder Gefühl von Stimmigkeit).
  • Dieses Gefühl von Kohärenz speist sich aus dem Vertrauen, verstehen zu können, worum es geht, über Möglichkeiten zu verfügen, die Dinge händeln können, und die Sache oder das eigene Tun wichtig und sinnvoll zu finden.
  • Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Bedeutsamkeit/Sinnhaftigkeit sind die drei Prinzipien der Salutogenese, die das Handeln von Menschen begleiten sollen, damit sie – auch im Arbeitsalltag – eher gesund bleiben.
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